Mit Real-World-Daten gegen die Krankheitslast pädiatrischer Infektionen in Europa

LOGEX
4 min read
June 2025

In den Wintermonaten geraten pädiatrische Abteilungen in ganz Europa regelmäßig an ihre Belastungsgrenze: Die Betten sind vollständig belegt und die Stationen sind überfüllt. Saisonale Infektionskrankheiten wie das Respiratorische Synzytial-Virus (RSV), Influenza und COVID-19 verbreiten sich besonders leicht unter Kleinkindern, deren Immunsysteme noch nicht vollständig entwickelt sind. Das macht sie anfällig für schwere Krankheitsverläufe.

Trotz der erheblichen Krankheitslast haben viele europäische Länder bisher keine routinemäßigen Impfprogramme für Kinder gegen diese Erreger eingeführt¹. Während das Vereinigte Königreich beispielsweise eine allgemeine Influenza-Impfung für Kinder anbietet, empfehlen viele andere Länder die Impfung gesunder Kinder noch nicht². Ähnliches gilt für RSV: Nach der gelegentlichen Anwendung des monoklonalen Antikörpers Synagis (Palivizumab), der in der klinischen Praxis nur begrenzt genutzt wurde³, wurden in den letzten Jahren zwei neue Präventionsansätze zugelassen: der Antikörper Nirsevimab (Beyfortus) im Jahr 2022⁴ und ein RSV-Impfstoff für Mütter (Abrysvo) im Jahr 2023⁵. Ihre Aufnahme in nationale Impfprogramme ist jedoch bislang noch begrenzt⁶. Das Fehlen einer breiten pädiatrischen Impfstrategie trägt zur raschen Ausbreitung saisonaler Ausbrüche bei.

Spitzenbelastung der Kliniken durch RSV, Influenza und Co.

Die Häufung pädiatrischer Infektionskrankheiten stellt ein massives Problem für Gesundheitssysteme dar, die primär auf durchschnittliche Patientenzahlen ausgelegt, aber nicht auf saisonale Spitzen vorbereitet sind.

  • In Belgien machen RSV-Fälle in der Hochsaison (November–Dezember) bis zu 40 % der belegten Kinderbetten aus. An 46 Klinikstandorten wurden über einen Zeitraum von neun Tagen Auslastungsquoten von über 100 % gemeldet⁷.
  • In den Niederlanden waren während einer RSV- und Grippewelle alle pädiatrischen Intensivstationen ausgelastet, so dass geplante Operationen verschoben und Patient:innen in andere Einrichtungen verlegt werden mussten⁸.
  • In Deutschland ergab eine Umfrage, dass rund die Hälfte der Kliniken Kinder abweisen musste, da Intensivbetten fehlten und das Personal knapp war⁹.
  • Im Vereinigten Königreich riefen mehrere Krankenhäuser den Notstand aus, um auf die Welle an Kindern mit Atemwegserkrankungen zu reagieren. Die Öffentlichkeit wurde aufgerufen, für nicht dringliche Fälle alternative Versorgungsmöglichkeiten aufzusuchen¹⁰.

Finanzielle Belastung und potenzielle Einsparungen

Neben der organisatorischen Überlastung steigen während der Infektionssaison auch die Kosten erheblich, beispielsweise durch zusätzlichen Personaleinsatz oder verlängerte Behandlungen.

Eine niederländische Studie schätzte die saisonalen Gesamtkosten für RSV-bedingte Intensivaufenthalte auf 3,1 bis 3,8 Millionen Euro. Die mittleren Kosten pro Patient beliefen sich auf 14.356,85 €, wobei sie besonders hoch waren bei Säuglingen unter drei Monaten und bei Frühgeborenen. Gleichzeitig zeigte die Modellierung, dass durch den Einsatz von RSV-Präventionsmaßnahmen bis zu 2,6 Millionen Euro eingespart werden könnten¹¹.

Warum Forschung so entscheidend und herausfordernd ist

Um den tatsächlichen Versorgungsbedarf und die Belastung besser zu verstehen, sind weitere Forschungsprojekte unerlässlich. Sie helfen dabei, Krankheitslast zu quantifizieren, Ressourcen gezielter zu planen und Subgruppen zu identifizieren, die besonders von gezielten Interventionen profitieren könnten.

Forschung im pädiatrischen Bereich ist jedoch besonders anspruchsvoll:

  • Klinische Studien mit Minderjährigen unterliegen strengen ethischen Auflagen, zu denen die Einwilligung der Eltern, altersgerechte Endpunkte und spezialisierte Infrastrukturen gehören¹².
  • Auch retrospektive Studien mit vorhandenen klinischen Daten sind oft erschwert durch fragmentierte Datensätze, uneinheitliche Ergebnisdokumentation und strenge Datenschutzvorgaben¹³.

Trotz dieser Herausforderungen ist robuste Evidenz entscheidend – sowohl für die Versorgung der Kinder als auch für politische Entscheidungen.

Die Lösung: Die RTI-Observatory-Initiative von LOGEX

LOGEX beseitigt mit dem Real-World-Data-Observatorium RTI Hürden für internationale Forschung zu pädiatrischen Infektionskrankheiten. RTI ist eine wachsende, länderübergreifende Dateninfrastruktur mit klinischen, Kosten- und Abrechnungsdaten aus mehr als 20 Krankenhäusern in Europa.

Sowohl pädiatrische als auch erwachsene Patientenkohorten sind DSGVO-konform eingebunden, sodass altersübergreifende Versorgungswege und Ergebnisse untersucht werden können.

Unsere Fähigkeit, fragmentierte Real-World-Daten zu harmonisieren und zu standardisieren, ermöglicht praxisnahe und verwertbare Erkenntnisse – auch in komplexen Forschungskontexten.

Interessiert an einer Teilnahme oder Förderung des RTI-Observatoriums? Kontaktieren Sie uns!


1 European Centre for Disease Prevention and Control. (2023). Immunisation schedules by antigen (children)https://vaccination-schedules.ecdc.europa.eu/ 

2 European Centre for Disease Prevention and Control. (2019). Seasonal influenza vaccination and antiviral use in EU/EEA Member States – Overview of vaccination recommendations and coverage rates in the 2017–2018 and 2018–2019 influenza seasonshttps://www.ecdc.europa.eu/en/publications-data/seasonal-influenza-vaccination-antiviral-use-eu-eea-member-states 

3 European Medicines Agency. (1999). Synagis : EPAR - Product Informationhttps://www.ema.europa.eu/en/medicines/human/EPAR/synagis  

4 European Medicines Agency. (2022). Beyfortus: EPAR – Product informationhttps://www.ema.europa.eu/en/medicines/human/EPAR/beyfortus 

5 European Medicines Agency. (2022). Abrysvo: EPAR – Product information. https://www.ema.europa.eu/en/medicines/human/EPAR/abrysvo  

6 Martínez, A., De Luca, M., & Sørensen, H. (2024). Real-world implementation of RSV immunization: Lessons from European health systems. Discover Health Systems, 3(1), Article 198. https://doi.org/10.1007/s44250-025-00198-7

7 Lagrou, K., Cools, F., Allegaert, K., Bael, A., Van de Voorde, P., Verhulst, S. L., ... & Desmet, S. (2023). RSV burden and its impact on pediatric inpatient care in Belgium: A retrospective national study. The Pediatric Infectious Disease Journal, 42(10). https://journals.lww.com/pidj/abstract/2023/10000/rsv_burden_and_its_impact_on_pediatric_inpatient.5.aspx  

8 Linssen RS, Bem RA, Kapitein B, Rengerink KO, Otten MH, den Hollander B, Bont L, van Woensel JBM; PICE Study Group. Burden of respiratory syncytial virus bronchiolitis on the Dutch pediatric intensive care units. Eur J Pediatr. 2021 Oct;180(10):3141-3149. doi: 10.1007/s00431-021-04079-y. Epub 2021 Apr 23. PMID: 33891158; PMCID: PMC8429147.  

9 Wick M, Poshtiban A, Kramer R, Bangert M, Lange M, Wetzke M, Damm O. Inpatient burden of respiratory syncytial virus in children ≤2years of age in Germany: A retrospective analysis of nationwide hospitalization data, 2019-2022. Influenza Other Respir Viruses. 2023 Nov;17(11):e13211. 

10 Taylor S, Taylor RJ, Lustig RL, et alModelling estimates of the burden of respiratory syncytial virus infection in children in the UKBMJ Open 2016;6:e009337.

11 Benschop, K. S. M., van Sommeren, M., Veldhuijzen, I. K., Reukers, D. F. M., Westerhof, L. P. J. M., van Gageldonk-Lafeber, A. B., Teirlinck, A. C., & van den Dungen, F. A. M. (2024). Paediatric intensive care burden of RSV in the Netherlands: A prospective nationwide study and modelled impact of immunisation. The Lancet Regional Health – Europe, 38, 100829. https://doi.org/10.1016/j.lanepe.2024.100829 

12 Caldwell, P. H., Murphy, S. B., Butow, P. N., & Craig, J. C. (2004). Clinical trials in children. The Lancet, 364(9436), 803–811. https://doi.org/10.1016/S0140-6736(04)16942-0 

13 Bonafide, C. P., Localio, A. R., & Eckenhoff, M. E. (2017). Challenges in retrospective pediatric research using electronic health record data. JAMA Pediatrics, 171(12), 1103–1104. https://doi.org/10.1001/jamapediatrics.2017.2854 

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